Wenn die Liebe hinfällt?
Wie Paartherapie helfen kann…
Permanenter Dauerstress, Rosenkrieg und zermürbende Auseinandersetzungen. Oder: gähnende Langeweile, längst erkaltetes oder verschüttetes Gefühl, Öde von früh bis spät. Einmal im Leben war doch jeder von uns – zumindest in Gedanken – schon an dem Punkt, wo eine Trennung vom Lebenspartner unvermeidlich schien.
Ausweg Scheidung?
Und jeder Dritte tut es dann laut Statistik auch tatsächlich. Die Scheidung scheint oft der einzige Ausweg aus einer heillos verfahrenen Situation. Aber fast immer zieht dieser „Ausweg“ eben auch einen Rattenschwanz von neuen Problemen nach sich. Was wird aus den Kindern? Wie wird Vermögen geteilt, Unterhalt festgesetzt, wo wird gewohnt? Und so schrecken viele eben auch vor diesem Schritt zurück. Ziehen bekanntes Übel den unbekannten Gefahren vor. Und arrangieren sich so – mehr schlecht als recht – mit einer unhaltbaren, nur allzu oft auch unerträglichen Situation. Doch glücklich kann man so wohl nicht werden.
Hier stellt sich dann die entscheidende Frage: Aufgeben oder Aufarbeiten? Und wie wäre Aufarbeiten überhaupt möglich?
Konflikt auf den Tisch
Einen Ausweg aus der Beziehungsfalle gibt es: Der Konflikt muss auf den Tisch und gelöst werden. Auch wenn dies im ersten Moment noch so undurchführbar scheint, es ist doch meist der einzige Weg aus der Krise. Doch was, wenn es den Partnern alleine nicht gelingt, wirklich offen und fruchtbar über ihre Lage zu reden? Dann bietet Paartherapie „Erste Hilfe“ bei der Krisenbewältigung an. Aber wie kann jemand Fremdes helfen, wenn langjährige Partner es nicht schaffen, miteinander vernünftig zu reden? Gerade ein Außenstehender kann oft ein Gespräch in Gang bringen, neutral und unabhängig „übersetzen“, vermitteln, Hintergründe verstehen helfen. Aber reicht dies allein? Und funktioniert dies bei allen Paaren?
Jedes Paar ist anders …
Natürlich ist jedes Paar anders. Wie jeder Mensch, so hat auch jedes Paar sein individuelles Gesicht, seine individuelle Geschichte und seine eigenen – meist unausgesprochenen – Regeln, nach denen es funktioniert – oder eben nicht funktioniert. Dennoch gibt es auch Ähnlichkeiten zwischen vielen Paaren, die es dem Fachmann erlauben, wiederkehrende Muster zu erkennen und helfend einzugreifen.
Wie funktioniert nun die Paartherapie?
Der individuelle Weg
Der individuelle Weg Wir gehen dabei nicht nach einem starren Schema vor. Sondern nähern uns zunächst sehr behutsam der ganz unverwechselbaren Wirklichkeit des Paares. Dennoch ergibt es sich meistens, dass wir im Laufe einer gründlicheren Paartherapie Themen behandeln, die wir als die fünf Meilensteine betrachten.
Fünf Meilensteine der Paartherapie
1. Status quo ermitteln und Ziel bestimmen
2. Verletzungen ansprechen und bearbeiten
3. Kommunikation analysieren und verbessern
4. Regelsysteme klären und verhandeln
5. Partnerspiele entdecken und durchbrechen
Die tägliche Wirklichkeit
Zunächst einmal versuchen wir, gemeinsam mit dem Paar festzustellen, wie die tägliche Realität des Beziehungslebens überhaupt aussieht, welche Kämpfe um welche Dinge geführt werden. Oder welche Verhaltensweisen den anderen wie stark stören. Am Anfang steht also erst einmal der Versuch, die Symptome der Beziehungs-„Krankheit“ zu beschreiben. Und zu analysieren, wie sie untereinander zusammenhängen.
Haben wir zunächst gemeinsam betrachtet, wie die Situation überhaupt aussieht, so wird anschließend gemeinsam festgelegt, was das Ziel der Sitzungen sein soll. Und woran die Partner erkennen, ob es bereits erreicht ist oder nicht. Wir setzen also gemeinsame Erfolgskriterien, bei deren Erreichung immer noch gemeinsam besprochen werden kann, ob die Sitzungen fortgesetzt werden oder nicht. .
Sie: Du ziehst Dich immer hinter Deine Zeitung zurück!
Er: Du streitest ja immer mit mir
Sie: Ich streite ja nur mit Dir, weil Du Dich zurückziehst!
Er: Ich ziehe mich ja nur zurück, weil Du Streit suchst!
Dieser – vielleicht nicht völlig – fiktive Dialog ließe sich unendlich fortsetzen.
Wer von beiden hat Recht?